In internationalen Organisationen wie UNESCO und ICOMOS arbeiteten polnische und west- wie ostdeutsche Denkmalpfleger eng zusammen. Der Beitrag analysiert, wie sich die spannungsreichen bilateralen Konstellationen im Kontext dieser internationalen Gremien ausprägten: Wo kam es zu Abgrenzung oder Annäherung, Konflikten oder Allianzen und welche Auswirkungen hatte dies auf denkmalpflegerische Konzepte? Deutlich wird dabei auch, dass nationale Kategorien eine wichtige Bezugsgröße in diesen Aushandlungsprozessen bildeten, wenn sie auch immer wieder überlagert wurden durch transnationale Konzepte wie Ost und West oder Europa. Aus verflechtungsgeschichtlicher Perspektive gilt es jene Bezugnahmen kritisch zu hinterfragen, ohne jedoch ihre Funktion im untersuchten historischen Kontext aus dem Blick zu verlieren.
SUMMARY: In 1979 the former concentration and extermination camp Auschwitz-Birkenau was included in UNESCO's World Cultural Heritage. This article analyzes how the function of Auschwitz-Birkenau in the appropriation of the past was perceived as well as constructed by this process in national and international contexts. The historical lessons drawn from the camp's "material testimony" formed the didactic base material inevitable for the building of a better future. The conservation paradigms of the ecological management and the buffer zone of the site, from the 1970s to the 1990s, reveal how Auschwitz-Birkenau was translated from a pool of authentic evidence into a transmission belt for a vision of the future. They show how temporal references were mediated on the site and reveal the implications for understandings of the past that have been produced in this manner. РезюМе: В 1979 г. бывший концентрационный лагерь смерти Аушвиц-Биркенау был включен в список всемирного культурного наследия ЮНЕСКО. Музеефикация концентрационного лагеря придала Аушвицу важную социальную функцию освоения и присвоения прошлого. В статье рассматривается история этого решения ЮНЕСКО, а также конструирование значения нового исторического памятника и отношение к нему в польском обществе в последующий период. Строительство "лучшего будущего" опиралось на исторические уроки, которые формулировались с учетом "материального свидетельства" концлагеря. На конкретном примере дискуссий о техниках сохранения материальных объектов и ландшафта 1970-х − 1990-х гг. автор показывает изменение символической роли Аушвица: от комплекса аутентичных свидетельств преступлений прошлого – к фактору, формирующему представление о будущем. Изменение представлений об "аутентичности" и репрезентативности для определенного хронологического момента имело важные последствия для понимания прошлого.
"Die Stadt Archangelsk liegt im europäischen Teil Russlands, über 1.000 km nördlich von Moskau auf dem 64. Breitengrad. Von ihrer Gründung an ist sie durch ihren Hafen geformt worden, ob als russischer Handelsknoten im Norden, Kriegsmarinestützpunkt oder Ausgangsort für arktische Forschungsexpeditionen. In die Zukunft weisen erneut die internationalen Handelsmöglichkeiten des Seehafens, nicht nur nach Westen, sondern auch über die Nordostpassage in den Pazifik." (Autorenreferat)
Das Thema der auswärtigen Kulturpolitik führt innerhalb der historischen Forschung ein Nischendasein. Zugespitzt formuliert interessiert sich die Politikgeschichte zu wenig für Kultur, die Kunst- und Kulturgeschichte zu wenig für Politik. Das gilt auch für die deutsch-polnische Beziehungsgeschichte nach 1945. Dadurch entsteht eine eklatante Forschungslücke, denn über deutsch-polnische Kulturbeziehungen im 20. Jahrhundert lässt sich kaum sprechen, ohne auch die auswärtige Kulturpolitik auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs in den Blick zu nehmen. Die Beiträger und Beiträgerinnen zu diesem interdisziplinären Band fragen daher gezielt nach dem Verhältnis von Kultur und Politik. Wie instrumentalisiert die Politik die Kultur, wie macht sich die Kultur die Politik zunutze? Welche Diskrepanzen zwischen politischen Steuerungsversuchen einerseits und Eigendynamik kultureller Kontakte andererseits gibt es, und wie lässt sich dieses dialektische Verhältnis konzeptuell fassen? Gerade die politisch-moralisch so komplizierte und kulturell so fruchtbare deutsch-polnische Beziehungsgeschichte nach 1945 bietet für solche Fragen ein besonders ergiebiges Feld. Die Beiträge u. a. aus Literatur-, Kunst-, Musik- und Filmgeschichte beleuchten die vielfältigen Verflechtungen zwischen kultureller und politischer Sphäre, offizieller und inoffizieller Ebene, privatem und öffentlichem Engagement. Dabei zeigt sich, dass die häufig gezogene strikte Trennung zwischen einem bürgerschaftlichen Engagement "von unten" und einer Kulturpolitik "von oben" in vielen Fällen nicht haltbar ist und das spannungsreiche Verhältnis von Kultur und Politik zu immer wieder neuen und differenzierten Analysen herausfordert.
Einführung - Regina Wenninger, Paweł Zajas -- Trennung, Traumata, Tabus. Die schwierige Rolle der Bonner Außenkulturpolitik gegenüber Polen nach dem Zweiten Weltkrieg - Kurt-Jürgen Maass -- Die Grenzen des Tauwetters. Grafik aus der Bundesrepublik in der Warschauer »Ausstellungsfabrik« (1956-1957) - Gabriela Świtek -- Festivals, Kommunalkinos, Filmklubs. Polnisch-westdeutscher Filmtransferim Windschatten von Tauwetter und Ostpolitik - Margarete Wach -- Politik des Apolitischen. Die Anfänge des Deutschen Polen-Instituts um 1980 - Andreas Lawaty -- Polski Jazz. Vom Hassobjekt des polnischen Stalinismuszur international erfolgreichen Markestaatssozialistischer Kulturpolitik - Rüdiger Ritter -- Handlungsspielräume im kulturpolitischen Kontext.Die »polnische Komponistenschule« in den 1960er Jahrenund ihre Verbindungen zum westdeutschen Musikleben -- Von Warschau nach Darmstadt und zurück.Musikalischer Austausch auf Festivals um 1960 - Marianne Nowak -- Musik zum Genießen, Musik zum Exportieren. Über verschiedene Funktionen der Musik in den Beziehungen zwischen Polen und der Bundesrepublik Deutschland am Beispiel von Popmusik und Folklore - Anna G. Piotrowska -- Über nationale und politische Grenzen hinweg? Eine Erinnerung an den Kunsthistoriker Jan Białostocki (1921-1988) - Nawojka Cieślińska-Lobkowicz
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How was heritage understood and implemented in European socialist states after World War II? By exploring national and regional specificities within the broader context of internationalization, this volume enriches the conceptual, methodological and empirical scope of heritage studies through a series of fascinating case studies. Its transnational approach highlights the socialist world's diverse interpretations of heritage and the ways in which they have shaped the trajectories of present-day preservation practices
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